Kinderärztemangel: Ein ernstes Problem mit weitreichenden Folgen Im Gespräch mit der Kinderärztin Frau Dr. Maria Trendafilow

23. Februar 2025

Kinderärztemangel: Ein ernstes Problem mit weitreichenden Folgen Im Gespräch mit der Kinderärztin Frau Dr. Maria Trendafilow

Kinder haben ein Recht auf Gesundheit. Doch die Realität sieht anders aus: Der akute Mangel an Kinderärzten in unserer Region stellt Familien, Praxen und medizinische Fachkräfte vor immer größere Herausforderungen. Die Stimmen in den Medien und der Politik werden lauter, Berufsverbände wie der BVKJ (Berufsverband für Kinder- und Jugendmedizin) fordern dringend Maßnahmen. Besonders betroffen sind das nördliche Kreisgebiet und das Marburger Hinterland, wo bereits heute zahlreiche Kinderarztpraxen überlastet oder gar nicht mehr besetzt sind. In Herborn versorgt lediglich noch ein praktizierender Kinderarzt die kleinen Patienten, allerdings auch nur noch auf absehbare Zeit. Eine Lösung muss her!

Vor diesem Hintergrund habe ich als Bürgermeisterkandidat das Gespräch mit der Kinderärztin Frau Dr. Trendafilow gesucht. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team mit Frau Anette Müller (Kindergarten-Leitung), Frau Petra Haßler-Luy (Hebamme) und der Sozialarbeiterin Frau Eva Sträßer, hat sie bereits Lösungsansätze erarbeitet, welche zur Entlastung der Kinderärzte und der Eltern beitragen können, wenn die Kleinsten unserer Gesellschaft auf ärztliche Versorgung angewiesen sind.

„Unser Ziel ist es, den drohenden Engpass aktiv anzugehen und pragmatische, umsetzbare Konzepte zu entwickeln“, erklärt mir die engagierte Ärztin im Gespräch.

 

Kinderärztemangel: Ein ernstes Problem mit weitreichenden Folgen

Der Mangel an Kinderärzten hat nicht nur gesundheitliche, sondern auch soziale und wirtschaftliche Konsequenzen. Kinderärztliche Vorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchungen) können nicht mehr fristgerecht durchgeführt werden, akute Erkrankungen bleiben unbehandelt, Eltern geraten in Notlagen, und auch Kitas sowie Schulen stehen vor zusätzlichen Herausforderungen.

„Eines ist klar: Neue Ärzte können nicht von heute auf morgen ausgebildet werden. Doch es gibt alternative Ansätze, die kurzfristig helfen können“, führt die Ärztin aus.

Mit Ihrem Arbeitskreis hat Frau Dr. Trendafilow ein entsprechendes Positionspapier ausgearbeitet und dieses bereits an den BVKJ (Berufsverband für Kinder- und Jugendmedizin) sowie weitere Institutionen auf Landesebene weitergereicht.

„Uns geht es darum, unsere Idee möglichst breit zu verteilen“.

Auch mir als Bürgermeisterkandidat wurde dieses Positionspapier vorgelegt. Inhaltlich habe ich die darin enthalten Punkte auszugsweise für Sie auf einen Blick zusammengefasst:

Pragmatische Lösungen für eine bessere Versorgung

Vorsorgefristen ausweiten

Eltern sollten mehr Flexibilität bei den U-Untersuchungen erhalten, damit sie diese trotz überlasteter Praxen wahrnehmen können. Eine gesetzliche Anpassung könnte verhindern, dass Untersuchungen verfallen.

Kita-Gesundheitsfachkraft

Eine speziell ausgebildete Fachkraft könnte in Kitas Gesundheitschecks durchführen, Impfausweise kontrollieren und mit Ärzten sowie Therapeuten koordinieren.

Zentrale Impforte für Kinder

Kinderimpfungen könnten in Apotheken, Gesundheitsämtern oder durch mobile Impfteams angeboten werden, um die Arztpraxen zu entlasten.

Erweiterte Kompetenzen für Hebammen

Hebammen könnten in die Aufklärung zum Neugeborenen-Screening einbezogen werden und langfristig auch die U2-Untersuchung übernehmen.

Mobile Mütterberatung

Ein mobiles Beratungsteam könnte Mütter in den ersten Wochen nach der Geburt unterstützen und so Engpässe in den Praxen vermeiden.

Bürgerbusse für medizinische Fahrten

Kostenfreie oder kostengünstige Bürgerbusse, gefahren von Studenten oder Senioren, könnten Familien ohne Auto bei Arztbesuchen unterstützen.

Kindernotrufnummer

Eine spezielle Hotline für Kindernotfälle könnte Eltern eine schnelle Einschätzung bieten und unnötige Krankenhausbesuche vermeiden helfen.

Multilinguale Videosprechstunden

Eine digitale Beratungsmöglichkeit außerhalb der regulären Sprechzeiten könnte eine erste Orientierung bieten, insbesondere für Familien mit Sprachbarrieren.

  1. Kindermobil, mobile Ärzte auf Abruf

Ein mobiles Ärzteteam könnte auf Honorarbasis Hausbesuche durchführen oder an wechselnden Standorten Beratungen anbieten.

Dolmetscherpool und Übersetzungs-Apps

Ein kostenfreier Pool an Dolmetschern sowie eine speziell für medizinische Anliegen entwickelte Übersetzungs-App mit Bildunterstützung könnten Sprachbarrieren abbauen.

Medizinlotsen

In Kitas, Schulen und interkulturellen Treffpunkten könnten geschulte Ansprechpartner Familien bei der Suche nach Ärztlicher Hilfe unterstützen.

Mehrsprachige Webseiten für Kinderarztpraxen

Arzt-Webseiten sollten in mehreren Sprachen verfügbar sein. Die IT-Förderung für Übersetzungen könnte durch den Staat finanziert werden.

 

Fazit

Ein Bürgermeister kann zwar nicht allein das Problem lösen, aber er kann entscheidende Rahmenbedingungen verbessern, damit sich Kinderärzte eher in der Region niederlassen und die Versorgung langfristig gesichert wird.

Das Gespräch mit Frau Dr. Trendafilow hat deutlich gemacht: Der Kinderärztemangel ist ein ernstes Problem, aber auch, dass es Lösungen gibt. Es geht nicht nur um Gesundheitsversorgung es geht um die Zukunft unserer Kinder. Deshalb möchte ich mich für eine bessere medizinische Infrastruktur einsetzen.