Tour durch die Gastronomie – Karawansarei Herborn
10. Februar 2025
Orientalische Gastronomietradition – Ein Rastplatz nicht nur für Karawanen
Im Gespräch mit Tolga Sazligöl Inhaber der Karawansarei Herborn
Die Karawansarei in Herborn ist ein Restaurant mit langer Tradition. Seit 1977 wird es von der Familie Sazligöl in dritter Generation geführt. Der heutige Inhaber, Tolga Sazligöl, ist gebürtiger Herborner und hat neben seinem Studium des Grundschullehramts eine Ausbildung als Hotel- und Restaurantfachmann absolviert. Sein Restaurant ist nicht nur ein Ort für traditionelle türkisch-griechische Küche, sondern auch ein Stück gelebte Familiengeschichte.
Der Name „Karavansaray“ bedeutet sinngemäß Rastplatz der Karawane, „Saray“ steht für Tempel, erklärt mir Tolga Sazligöl im persönlichen Gespräch. Ein passender Name für ein Restaurant, das orientalische Gastfreundschaft mit kulinarischer Tradition verbindet. Neben dem Restaurant mit 80 Sitzplätzen betreibt Sazligöl auch das Bistro und Bar Phoenix, welches über 60 weitere Plätze verfügt. Besonders beliebt ist die zur Bar gehördende Dachterrasse mit weiteren 100 Plätzen, die im Sommer zum Verweilen einlädt. Im Winter findet dort sogar ein kleiner Weihnachtsmarkt statt, der Gäste aus der ganzen Region anzieht.
Doch wie viele Gastronomen steht auch Tolga Sazligöl vor wirtschaftlichen Herausforderungen. Der Wareneinsatz bei Lammfleisch beispielsweise ist um 300 Prozent gestiegen, berichtet er. Trotzdem hält er an moderaten Preisen fest. Die letzte Preiserhöhung liegt bereits anderthalb Jahre zurück, fügt er an. Sein Ziel ist es, das mittlere Preissegment beizubehalten und seinen Gästen weiterhin erschwingliche, hochwertige Speisen anzubieten.
Auch der Fachkräftemangel mache sich bemerkbar. Sazligöl bildet in seinem Betrieb Restaurantfachkräfte sowie Fachkräfte für das Gastgewerbe aus, doch seit über einem Jahr gab es keine Bewerbungen mehr für diese Ausbildungsstellen. Dabei bietet er attraktive Arbeitsbedingungen: „Unsere Mitarbeiter arbeiten nur abends für etwa sechs Stunden und sind Teil eines guten Teams. Zudem bietet sich die Möglichkeit, die orientalische Küche intensiv kennenzulernen“. Dennoch bleibe es schwierig, motivierte Auszubildende zu finden, so Tolga Sazligöl.
Neben wirtschaftlichen Fragen gibt es auch infrastrukturelle Herausforderungen. „Die Parkplatzsituation stellt für viele meiner Gäste ein Problem dar“. Vor der Corona-Pandemie standen dem Restaurant zehn Parkplätze am heutigen Busbahnhof zur Verfügung. Sazligöl wünscht sich hier eine Lösung. “Parkmöglichkeiten ab 18:00 Uhr im Bereich des Busbahnhofes, so wie es einmal war, könnte für mich ein dringend notwendiges Entgegenkommen sein“.
Ein weiteres Anliegen betrifft die Sicherheit in der Umgebung seines Restaurants. In Bahnhofsnähe kommt es immer wieder zu unangenehmen Situationen, erklärt er. „Abends und nachts verirren sich Personen auf das Restaurantgelände oder nutzen den hinteren Bereich als öffentliche Toilette. Dies sei dem Umstand geschuldet, dass die öffentlichen Bahnhofstoiletten zu früh verschlossen würden, ergänzt er. Sazligöl selbst fühle sich sicher am Bahnhof und der Stadt, betont aber, dass es für Frauen ein durchaus anderes Sicherheitsempfinden sein könnte, wenn diese in den Abendstunden oder bei Dunkelheit dort unterwegs seien.
Trotz der Herausforderungen bleibt Tolga Sazligöl optimistisch. Sein Familienbetrieb ist seit fast 50 Jahren ein fester Bestandteil der Herborner Gastronomieszene, und mit Engagement und Leidenschaft führt er die Tradition fort.
Genau diese Gastronomen wie Tolga Sazligöl braucht es in Herborn. Sie stehen für Tradition und Vielfalt und bereichern unsere Stadt und Region nicht nur kulinarisch.